Traingsraum

Kollegen und Kolleginnen  der Ernst-Reuter Schule aus dem Bezirk Hohenschönhausen besuchten uns im Mai 2019, um sich über den Aufbau und die Struktur des Trainingsraumkonzeptes zu informieren. Vorgestellt wurde das Büro des Trainingsraumes. Sämtliche Vorgänge werden seit 2 Jahren  an unserer  Schule digital erfasst. Ebenso wurde über das Thema der Inklusion und der Umgang mit den Schülern diskutiert. Unsere Schule bietet Hilfestellungen in Fragen der Konzeption an, gerne können sie Kontakt mit der Schule aufnehmen, um unseren Trainingsraum und die Konzepte unserer Schule zu erfahren.                                                                                        (05.2019)

 


 

Das Trainingsraummodell an der Röntgen-Schule

 

Das Trainingsraumprogramm, dessen deutsche Version durch den Diplom-Psychologen Dr. Stefan Balke vorgestellt wurde, läuft an unserer Schule seit dem August 2003. Dieses Konzept  sieht vor, die Einstellung von Schülern zu ihrem Störverhalten dauerhaft zu ändern. Wir arbeiten an der integrierten Sekundarschule mit Schülern, die überwiegend große Probleme damit haben, soziale Regeln und Normen anzuerkennen oder gar zu befolgen. Folge für den Unterricht sind anhaltende und erhebliche Störungen, die die Lernatmosphäre in den Klassen stark beeinträchtigen.

 

Unser Ziel ist es, mit Hilfe des Trainingsraums:

1. die lernwilligen Schüler zu schützen und ihnen entspannten, störungsfreien Unterricht zu ermöglichen und

2. den störenden Schülern zu helfen, ihr Sozial- und Arbeitsverhalten zu verbessern.

 

Der Trainingsraum ist dabei die Anlaufstelle zu der Schüler geschickt werden, die wiederholt schwerwiegend die unterrichtliche Arbeit stören.

 

So soll unsere Tätigkeit im Trainingsraum dazu beitragen,

dass die Arbeit an unserer Schule von folgenden drei Grundregelnbestimmt wird:

1. Jeder Schüler / jede Schülerin hat das Recht ungestört zu lernen.

2. Jeder Lehrer / jede Lehrerin hat das Recht ungestört zu unterrichten.

3. Jeder muss stets die Rechte des Anderen beachten.

 

Der Ablauf im Trainingsraumprogramm ist folgendermaßen geregelt:

 

Wenn ein Schüler den Unterricht wiederholt erheblich stört, dann wird er vom Lehrer ausdrücklich ermahnt mit der Frage: Möchtest du in den Trainingsraum gehen oder in der Klasse verbleiben?  Der Schüler hat die Wahlmöglichkeit und kann an dieser Stelle sein Verhalten modifizieren. In der Regel will er in der Klasse bleiben.

Bei der nächsten Störung, die von diesem Schüler ausgeht, muss er in den Trainingsraum gehen. Dazu erhält er vom Lehrer einen Laufzettel, auf dem die nötigen Daten angegeben sind ( Name von Schüler und Lehrer, Datum, Uhrzeit) und der Grund für den Unterrichtsausschluss. Diesen Zettel gibt der Schüler dem im Trainingsraum tätigen Lehrer ab. Er erhält ein Formular des Rückkehrplanes, den er  schriftlich bearbeiten muss.

 

Hierbei muss er drei Punkte ausführen:

1. Er soll die Situation beschreiben, die zu seinem Unterrichtsausschluss führte.

2. Er soll reflektieren wie er mit seinem Verhalten dazu beigetragen hat.

3. Er soll möglichst konkrete Vorschläge machen wie er sein Verhalten ändern will, um nicht mehr durch Störungen aufzufallen.

 

Für die meisten Schüler ist für die Erstellung des Rückkehrplans ein intensives Vorgespräch mit dem Trainingsraum - Lehrer notwendig, sei es, um Einsichten zu vermitteln, die Situationsbeschreibungen zu präzisieren oder Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Der Trainingsraum-Lehrer bespricht den Rückkehrplan mit dem Schüler und beurteilt, ob der Plan inhaltlich und formal korrekt ist und schickt den Schüler dann zu dem Lehrer, der ihn aus der Klasse gewiesen hat.

 

Nach Unterrichtsschluss vereinbart der Schüler mit diesem Lehrer einen Termin zur Besprechung des Rückkehrplans. Erst wenn dieses Gespräch stattgefunden hat und der Lehrer seine Einwilligung erteilt hat, darf der Schüler wieder an dessen Unterricht teilnehmen. Akzeptiert der Lehrer den Rückkehrplan nicht, dann muss der Schüler wieder in den Trainingsraum, um ihn zu überarbeiten.

Zeigt ein Schüler keine Verhaltensänderung, d. h. muss er immer wieder in den Trainingsraum, dann wird er nach dem fünften Trainingsraumbesuch vom Schulbesuch suspendiert. Die Eltern werden umgehend telefonisch und schriftlich benachrichtigt und mit ihrem Kind zu einem Interventionsgespräch geladen. Dieses Gespräch findet an einem Schultag zwischen der 1. und 7. Stunde im Trainingsraum unter Anwesenheit eines Trainingsraum-Lehrers und des Klassenlehrers statt. Erst nach diesem Gespräch darf der Schüler die Schule wieder besuchen.

 

Erscheint ein Schüler zum sechsten Mal im Trainingsraum, wird er noch einmal und letztmalig ermahnt und nach einer besonders intensiven Durcharbeitung seiner bisher erstellten Rückkehrpläne zu einer  Verhaltensänderung aufgefordert.

Wird ein Schüler zum siebenten Mal in den Trainingsraum geschickt, dann wird der Klassenlehrer darüber informiert mit der Maßgabe, eine Klassenkonferenz durchzuführen.

 

Das Trainingsraummodell an der Röntgen-Schule ist das Ergebnis eines Studientages der ehemaligen Kurt - Löwenstein - Schule zu dem Thema wie unser Schulklima verbessert werden könne.

 

Zunächst fand sich ein Team von Kolleginnen und Kollegen, das bereit war, das Projekt zu verwirklichen, wozu auch die Bereitschaft gehörte, Mehrarbeit zu leisten. In der Gesamtkonferenz  wurde beschlossen, das Konzept einzuführen. Nun galt es, geeignete Räumlichkeiten zu finden, die sich etwas abseits der Klassen- und Fachraumkomplexe befinden sollten. Für diese Zwecke bot sich die ehemalige Hausmeisterwohnung an, die seinerzeit nicht genutzt wurde.

Zu Beginn des Schuljahres 2003/2004 wurde allen Eltern und Schülern die Einführung des Trainingsraumkonzepts, sowie Sinn, Zweck und Verfahrensweise dieser Einrichtung in einem Eltern- bzw. Schülerbrief mitgeteilt. Die Kenntnisnahme dieses Schreibens sollte per Unterschrift bestätigt werden.

 

Im ersten Jahr seiner Existenz an unserer Schule wurde der Trainingsraum nur wenig genutzt. Zum einen gab es sicherlich noch Barrieren seitens des Kollegiums, außerdem war das Konzept noch nicht ausreichend im Bewusstsein der Kolleginnen und Kollegen verankert. Zum anderen trug der parallel bestehende SOS-Raum, in den störende Schüler ohne weitere Konsequenzen geschickt werden konnten, zur geringen Auslastung des Trainingsraums bei.

 

In den Gesamtkonferenzen wurde deshalb das Trainingsraummodell wiederholt diskutiert. Außerdem wurde Informationsmaterial für die Lehrerinnen und Lehrer erstellt, um die Abläufe transparenter zu machen.

Während dieses Schuljahres wurde das Formular des Rückkehrplanes verändert,  um es für unsere Schüler verständlicher zu machen. Zusätzlich wurden einige neue Formblätter für verschiedene Vorgänge im Trainingsraum entwickelt.

 

Mit dem Schuljahr 2004/2005 entfiel der SOS-Raum und der Trainingsraum wurde bedeutend stärker genutzt, eine Tendenz, die sich im laufenden Schuljahr fortsetzte, so dass gesagt werden kann, das Trainingsraumkonzept ist jetzt an unserer Schule angekommen.

 

Klaus Hirschfeld    12.10.2005